Country-Ikone

Dolly Partons neues Album „Rockstar": Exzentrisch, aber uninteressant

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AUTOR/IN
Dirk Schneider

Dolly Parton ist die unumstrittene Königin der Country-Musik und war auch im Pop-Bereich aktiv. Nun jedoch, im Alter von 77 Jahren, veröffentlicht sie ein Rock-Album mit dem programmatischen Titel: „Rockstar“.

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Ein Album mit Beatles-Beteiligung

Solche Klänge hätte man von Country-Ikone Dolly Parton nun wirklich nicht erwartet. Aber wie sie selbst so schön gesagt hat: „Nichts an mir ist echt, aber alles kommt von Herzen“.

Wir sollten also davon ausgehen, dass auch ihr neues Album „Rockstar“ von Herzen kommt. Zumal es ihr Gelegenheit gab, mit Paul McCartney und Ringo Starr zusammen zu arbeiten, was sich für Parton angefühlt habe, als seien die Beatles wiedervereinigt.

Das Who-is-Who der Rockmusik

30 Songs umfasst das Album „Rockstar“, fast alles Coverversionen. Manche, gezwungenermaßen, ohne ihre Urheber, wie „Purple Rain“ von Prince. Mick Jagger hat Dolly Parton angefragt, er wollte wohl, war aber zu sehr mit den Aufnahmen des neuen Stones-Albums beschäftigt: „(I Can’t Get No) Satisfaction“ nun also auch ohne ihn.

Dafür: Ein Duett mit Elton John, eines mit Sting, Stevie Nicks von Fleetwood Mac ist dabei, John Fogerty, Peter Frampton, Debbie Harry, um nur einige zu nennen.

 

Dolly Parton will nicht polarisieren

Als einzige schwarze Musikerin ist Lizzo auf „Rockstar“ vertreten. Sie und Miley Cyrus sind auch die einzigen auf dem Album, auf die man vielleicht noch das Adjektiv „jung“ anwenden kann.

Polarisieren will Dolly Parton aber kaum. Es gibt nur wenige öffentliche Figuren, auf die sich die gespaltenen USA so sehr einigen können wie auf sie. Mit Sicherheit ist sie die einzige die es schaffen kann, ein Album zu veröffentlichen, auf dem ein alter linksliberaler Held wie John Fogerty neben einem glühenden Trump-Unterstützer wie Kid Rock zu hören ist.

 Parton wird politisch

Bemerkenswert ist das Stück „World On Fire“, eine Eigenkomposition von Parton, in der es ziemlich eindeutig um den Klimawandel geht. Das ist ungewöhnlich für Dolly Parton, die sich möglichst nie politisch äußert und es damit geschafft hat, eine Ikone der queeren Community zu werden und gleichzeitig in Dauerrotation auf rechten evangelikalen Radiosendern zu laufen.

Musikalisch ist „Rockstar“ leider ziemlich uninteressant. Die Coverversionen sind alle sehr nah am Original, der Sound ist fett und komprimiert, wie es sich für eine mainstreamtaugliche Produktion gehört, musikalische Nuancen sind Nebensache.

30 Stücke ohne roten Faden

Mit seinen 30 Stücken ohne jeden roten Faden ist das Album auch eine ziemlich exzentrische Veröffentlichung, wie sie sich nur jemand wie Dolly Parton erlauben kann.

Es ist eine Verbeugung vor vielen Personen aus der Musik, die Parton schätzt oder liebt, und gleichzeitig für diese so unterschiedlichen Menschen die Gelegenheit, sich vor der Country-Ikone zu verbeugen. U

nd somit vielleicht auch als Zeichen der Versöhnung zu lesen, im Sinne von: In der Musik sind wir alle gleich. Ach so, einen musikalischen Höhepunkt gibt es dann doch: Gemeinsam mit ihrer Patentochter Miley Cyrus schafft es Dolly Parton, deren Superhit „Wrecking Ball“ in noch höhere Höhen zu schrauben.

Wie sie das macht? Unerklärlich. Vielleicht wirkt auch hier wieder ihr altes Rezept: „Nichts an mir ist echt, aber alles kommt von Herzen.“

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