In Baden-Württemberg hat Corona das Leben von rund 70.000 Menschen dauerhaft dramatisch verschlechtert. Dazu gehören auch Stefanie Rheinsberg und Suzana Niklaj aus der Region Stuttgart. Sie leiden an Long Covid.
Seit ihrer Corona-Infektion im Februar 2021 hat sich auch das Leben von Stefanie Rheinsberg aus Hemmingen (Kreis Ludwigsburg) komplett verändert. Long Covid sorgt bei ihr dafür, dass selbst kurze Spaziergänge sie erschöpfen. Unterwegs muss sie sich auf eine Bank setzen, weil sie außer Atem ist.
Nach Coronavirus-Infektion: Sogar der Spaziergang ist anstrengend
Sie kann sich nur schwer konzentrieren und sogar Reden ist anstrengend. "Es ist definitiv sehr belastend, dass ich aus meinem früheren Leben herausgerissen wurde. Ich habe früher viel Sport gemacht. Und dass ich jetzt gar nichts mehr machen kann, das ist einfach sehr traurig."
Doch es gibt auch schwere Tage, an denen es schwierig ist, positiv zu bleiben. Stefanie Rheinsberg kann nicht mehr arbeiten. Stattdessen ist sie in Behandlung bei Ärzten und Therapeuten, zum Beispiel bei einer Logopädin. Dort macht sie Sprech- und Gedächtnistraining.
Rentenversicherung lehnte Reha für Long Covid ab
Eine Reha könnte weitere Fortschritte bringen. Aber ihren Antrag darauf lehnte die Rentenversicherung ab - die Begründung:
Symptome von Long Covid: Müdigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen
Auch Suzana Niklaj aus Geislingen an der Steige (Kreis Göppingen) kennt den Kampf um Ärzte, Therapien und Behandlungen. Die 39-jährige Long Covid-Patientin infizierte sich gleich drei Mal mit Corona. Sie kämpft bis heute mit Atemnot, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwächen - und der Angst vor neuen Crashs: So nennt Suzana Niklaj es, wenn sie zusammenbricht. "Ein Crash bei mir war, dass ich vier Tage nicht mehr aus dem Bett aufstehen konnte."
Selbsthilfegruppe nach Corona-Infektion
Inzwischen hat die 39-Jährige andere Long Covid-Patientinnen kennengelernt. Der Austausch über Video-Schalte mit den Leidensgenossinnen hilft allen aus der Gruppe. Und das Gefühl, das alte Leben vor der Infektion zurückhaben zu wollen, verbindet.
Regina aus der Gruppe will "einfach wieder arbeiten gehen können." Und Nanette aus der Runde sagt: "Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft chronische Krankheiten mehr anerkennt. Und dass viel mehr Barrieren abgebaut werden. Für uns, aber auch für andere."
Betroffene von Long Covid wollen ihr altes Leben zurück
Dem schließt sich auch Stefanie Rheinsberg aus Hemmingen an. "Ich wünsche mir, dass ich wieder komplett gesund bin. Dass es eine Therapiemöglichkeit gibt, in der ich wieder genauso werde, wie ich vor drei Jahren war. Einfach wieder vorankommen und nicht mehr auf der Stelle treten."
SWR-Reporter Joachim Auch im Gespräch mit Long Covid-Experte Prof. Jürgen M. Steinacker (Universitätsklinikum Ulm)