20 Punkte und Platz zwei - der SSV Ulm 1846 Fußball ist traumhaft in die Saison gestartet.

Fußball | 3. Liga

Fünf Gründe, warum der SSV Ulm gerade so erfolgreich ist

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Michael Richmann
SWR Sport-Redakteur Michael Richmann

20 Punkte und Platz zwei - der SSV Ulm 1846 Fußball ist traumhaft in die Saison gestartet. Ganz Verwegene träumen bereits vom Durchmarsch. Doch die Ulmer wiegeln ab.

40 Punkte braucht der SSV Ulm 1846 Fußball zum Klassenerhalt. 40 Punkte nach 38 Spielen. "Vergangenes Jahr hätten auch 38 gereicht", sagt Trainer Thomas Wörle im Interview mit SWR Sport. Vor dem Spitzenspiel gegen Dynamo Dresden hat der SSV Ulm 1846 Fußball 20 Punkte - nach zehn Spielen. Das bedeutet Platz zwei. "Absolut großartig", sagt Johannes Reichert im Interview mit SWR Sport. "Das war so nicht zu erwarten." Topscorer Dennis Chessa hat mit fünf Toren großen Anteil an dem Erfolg: "Ich denke, wir haben uns gut angepasst, haben kämpferisch und spielerisch gezeigt, was wir können und wer wir sind."

SSV Ulm mit Anpassungsschwierigkeiten

Trotz der beeindruckenden Zahlen hat auch der SSV Ulm 1846 Fußball den Sprung von der Regionalliga in die 3. Liga nicht ohne Anpassungsschwierigkeiten geschafft. "Wir haben in den ersten Spielen schon gemerkt, dass das Tempo noch einmal ein anderes ist als in der Regionalliga, und dass die Mannschaften zum Teil sehr wuchtig unterwegs sind - gerade in der Box", erklärt Trainer Thomas Wörle. "Wir mussten so ein bisschen den ersten Respekt ablegen." Doch mittlerweile habe die Mannschaft gemerkt, dass der Aufsteiger in der 3. Liga mithalten kann.

Die Ulmer nennen fünf Gründe für ihren aktuellen Erfolg:

  1. Kontinuität
  2. Qualität
  3. Selbstvertrauen
  4. Heimstärke
  5. Euphorie

Doch bevor die Träume in den Himmel schießen: Es gibt noch ein kleines Aber.

Ulm setzt auf Kontinuität

Die Gründe für den überraschenden Erfolg hat der Kapitän schnell ausgemacht: "Ich glaube, dass bei uns eine sehr große Identifikation mit dem Verein herrscht. Und wer den Verein kennt, der weiß, dass wir sehr schwere Zeiten hinter uns haben und dass wir in den vergangenen Jahren wirklich alles getan und viel investiert haben, damit wir jetzt wieder im Profi-Fußball vertreten sind. Diese Mentalität lebt einfach jeder Spieler hier bei uns im Team. Das heißt, dass jeder alles gibt auf dem Platz. Ich denke, das sieht man auch. Und deswegen haben wir unsere Punkte verdient geholt."

Ulm kann auch fußballerisch überzeugen

Doch Mentalität und Einsatz bieten auch andere Klubs. Auffällig ist, dass der Aufsteiger in der neuen Liga auf Anhieb auch fußballerisch überzeugt. "Es kommt dazu, dass wir eine hohe fußballerische Qualität haben. Und ich denke, wir sind auch mutig, die auf dem Platz abzurufen und vertrauen auf unsere Stärken. Diese Kombination aus Mentalität, fußballerischer Qualität, Mut und Überzeugung macht es am Ende dann auch aus."

Ulm mit großem Selbstvertrauen

Wichtig ist für die Ulmer Spieler, dass sie auf die Rückendeckung ihres Coaches zählen können: "Wir wussten, dass wir Spiele verlieren werden. Und es werden weitere Spiele dazukommen, die wir verlieren. Aber ich habe von Anfang an gesagt, das ist in Ordnung", meint Trainer Wörle.

Diesen Rückhalt brauchen die Spieler: "Die Trainer geben uns Vertrauen und fordern das auch ein. Wir haben eine positive Fehler-Kultur in unserer Mannschaft. Das heißt, dass jeder Fehler machen darf und keinem wird da der Kopf abgerissen", erklärt Reichert. Das gebe den Offensiv-Spielern die Freiheit, mal ins Dribbling zu gehen oder sich für den gewagteren Diagonalpass zu entscheiden, sagt Chessa: "Wenn jemand Fehler macht, versucht der nächste, das auszubügeln. Es klappt ganz gut, dass jeder weiß, im Team wird man aufgefangen."

Ulm im Donaustadion noch ungeschlagen

Ein weiterer Grund für den Erfolg ist die Heimstärke. Im Donaustadion ist Ulm in dieser Saison noch ungeschlagen. Dem eher holprigen Unentschieden zum Auftakt gegen den FC Saarbrücken (1:1) folgten Siege gegen namhafte Gegner wie Arminia Bielefeld (1:0), Rot-Weiss Essen (2:1) oder 1860 München (1:0). "Das Donaustadion ist absolut unsere Festung, unsere Burg, unsere unangefochtene Heimspiel-Stätte", erklärt Reichert. Umso ärgerlicher, dass die Ulmer im Winter aufgrund der fehlenden Rasenheizung eventuell auf die Centus-Arena in Aalen ausweichen muss: "Ich will noch gar nicht daran denken, wie das wird, wenn wir mal ausziehen oder ein Spiel woanders machen müssen."

Ulmer Euphorie und der Traum vom Durchmarsch

Hinzu kommt die Euphorie des Aufstiegs: "Man freut sich auf die Spiele, die großen Namen, die Traditionsvereine. Es ist schon zu spüren, dass eine große Euphorie in der Stadt ist", schwärmte Chessa. Einige Fans träumen schon vom Durchmarsch in die 2. Bundesliga - wie es der SV Elversberg in der Vorsaison gelungen war.

Doch Chefcoach Wörle wiegelt ab: "Der Vergleich mit Elversberg hinkt. Ich glaube, der hinkt sogar ganz gewaltig - dafür muss man sich nur den Weg anschauen, den Elversberg vor dem Durchmarsch gegangen ist." Denn vor dem Aufstieg in die 3. Liga war Elversberg acht Jahre lang mindestens Fünfter und hat es sogar mehrfach in die Aufstiegsrunde geschafft.

Warum der SSV Ulm nicht wie Elversberg ist

Elversberg habe so über Jahre hinweg auf hohem Niveau wachsen können. "Deren Weg an die Spitze ist also sehr viel länger und allein dadurch sehr viel nachhaltiger", erklärt Wörle. "Wir waren vor dem Aufstieg nur einmal Zweiter. Dabei haben wir auch viele Erfahrungen gesammelt und viel gelernt. Aber das Fundament, auf dem Elversberg vergangene Saison den Durchmarsch geschafft hat, war riesig. Unseres ist dann doch nochmal ein ganz anderes." Die deutliche Niederlage beim FC Ingolstadt habe zudem gezeigt, was den Ulmern blühe, wenn sie nicht am Limit spielen. "Das hat uns auch gut getan", meint Wörle, "dass wir da wieder so ein bisschen auf den Boden gekommen sind." Dennoch: "Es fühlt sich gerade einfach gut an."

Also dürfen die Fans doch ein bisschen träumen? "Die Fans dürfen träumen. Das ist völlig legitim. Aber wir im Team sind da sehr realistisch", weiß Johannes Reichert. "Wir bleiben demütig und werden weiter hart arbeiten. Trotzdem pusht so eine Euphorie-Welle einen auch als Spieler. Und die Fans treiben uns damit eigentlich nur an. Und wir wollen ihnen das Träumen nicht verbieten."

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