Sandra ist seit ihrer Geburt blind und will gleichberechtigt arbeiten.

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Hannah Liesenfeld

„Man hört immer, ‚Oh, ist das toll, dass du arbeiten gehst‘, aber was da alles dranhängt – das weiß niemand. Manchmal ist es einfacher, einfach zuhause zu bleiben. Aber das ist nicht meine Art - aufzugeben und einfach nichts zu machen.“

Sandra ist blind und musste ihren neuen Job als Physiotherapeutin monatelang ohne wichtige Hilfsmittel ausführen. Der Grund: Die Behörden haben so lange gebraucht, um ihr diese offiziell zu bewilligen. Ihr Vorwurf: Langwierige und nicht barrierefreie Bürokratie legen Behinderten Steine in den Weg, obwohl diese es sowieso schon schwer haben auf dem Arbeitsmarkt.

Sandra ist seit ihrer Geburt sehbehindert. 2013 erblindete sie innerhalb von 24 Stunden völlig. Ein Schicksal, mit dem sich die zweifache Mutter schnell arrangieren musste. „Ich hätte mich hinsetzen können und hätte weinen können und hätte sagen können: ‚Alles Mist, alles blöd und jetzt will ich nicht mehr.‘ Aber ich habe halt relativ schnell gesagt: Eine neue Idee, neu anfangen und dann geht's weiter, nicht viel drüber nachdenken.“

Sandra hat lange auf die Bewilligung der Hilfsmittel gewartet

Sandra lässt sich zur Physiotherapeutin über die Arbeitsagentur umschulen – einen Job, den sie auch mit ihrer Erblindung ausführen kann. Dabei ist sie auf Hilfsmittel angewiesen: Spezielle Kopfhörer, die ihr bei der Navigation auf der Straße zu den verschiedenen Hausbesuchen helfen. Und eine Braillezeile, mit der sie Texte ertasten und Kundendaten dokumentieren kann. Als sie diese im Herbst für eine neue Stelle beantragen will, funktioniert das nicht barrierefrei.

Darüber hinaus fordert die Arbeitsagentur ärztliche Befunde. Sandra soll erneut nachweisen, dass sie erblindet ist, obwohl ihr genau deshalb von der gleichen Behörde die Umschulung zur Physiotherapeutin finanziert wurde. Über zwei Monate hat sich die Mainzerin ohne Hilfsmittel durch den Arbeitsalltag gekämpft, bis die Hilfsmittel bewilligt wurden.

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46 Jahre im gleichen Job: Hufschmied Hans-Peter

Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
Ohne Pferde geht es nicht
Für ihn käme das nicht in Frage – die Arbeit mit den Pferden, auch der Umgang mit seinen Kunden – Hans-Peter liebt seinen Beruf. „Ich mache das eigentlich nicht wegen dem Geldverdienen, das ist eine Passion. Ich kann nicht ohne.“

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Hannah Liesenfeld