103-jähriger Bäckermeister steht immer noch einmal in der Woche in der Backstube

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AUTOR/IN
Jörn Michaely

Ich brauche täglich Brot. Brot ist mir das wichtigste.

Auch mit 103 Jahren steht Werner mindestens einmal in der Woche im Keller, um Korn für ein Roggenmischbrot zu mahlen. Das backt er seit 89 Jahren immer gleich. Mehl, Wasser, Hefe. Wie viel reinkommt, hat Werner im Gefühl. Eine Waage braucht er nicht. Und den Teig mit der Hand zu kneten, hält ihn fit: „Eine Maschine müsste ich stundenlang sauber machen. Das ist mir zu langweilig.“

Schon als Kind hat Werner Brot geliebt. Geboren wurde er 1920 als eines von acht Geschwistern einer Familie im Sauerland. Eigentlich hatte er sich seine Zukunft ganz anders vorgestellt: „Ich wäre lieber Tischler geworden, aber die waren schon belegt. Meine zwei älteren Brüder waren in der väterlichen Tischlerei. Und mit mir wussten die nicht wohin. Mich haben sie dann in die Lehre zum Bäcker nach Schmalenberg gebracht.“

Drei Jahre ging er in die Lehre, wollte danach eigentlich auch den Meistertitel machen. Aber es kam alles anders: „Anfang Dezember 1940 wurde ich zur Wehrmacht einberufen. Und dann fängt der Militärton an. Bis ich beim Vormarsch am Straßenrand den ersten deutschen Soldaten gesehen habe. Das hat mir einen Knacks gegeben. Da wusste ich, wo wir sind.“

Werner hat an der Ostfront gekämpft. Er hat die Schrecken des Krieges miterlebt und wollte so schnell wie möglich zurück nach Hause. Ausgerechnet eine Krankheit, die lebensgefährlich enden kann, hat ihm das schließlich ermöglicht: Er bekommt eine Lungentuberkulose, kommt in ein Lazarett und von dort aus zurück ins Sauerland: „Da war ich froh, dass ich aus dem Dreck rauskam.“

Zurück in Deutschland hat er sich erholt. In Boppard den lang ersehnten Meistertitel gemacht. Und eine Familie gegründet. Seitdem isst Werner jeden Tag mindestens eine Scheibe Brot.

Die Zeit im Krieg hat Werner geprägt. Bis heute macht er sich Vorwürfe. Und er hat in dieser Zeit auch etwas gelernt: mit dem Einfachsten auszukommen. Vielleicht ist das auch das Geheimrezept für das lange Leben des 103-Jährigen.

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Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
Ohne Pferde geht es nicht
Für ihn käme das nicht in Frage – die Arbeit mit den Pferden, auch der Umgang mit seinen Kunden – Hans-Peter liebt seinen Beruf. „Ich mache das eigentlich nicht wegen dem Geldverdienen, das ist eine Passion. Ich kann nicht ohne.“

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Jörn Michaely