Deshalb haben die Menschen in Mannheim zuletzt geweint

Stand
ONLINEFASSUNG
Martika Baumert

Für #1MinuteGefühle haben wir Menschen in Mannheim gefragt: Wann hast du das letzte Mal geweint? Die Antworten variieren zwischen alltäglichen Dingen, wie die Katze, die einen nicht begrüßt, und einmaligen Ereignissen, wie der eigenen Hochzeit.

Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal geweint habe. Irgendwann zwischen meiner Hochzeit und der Geburt meiner Tochter. Ich habe auch bei meiner Hochzeit nicht geweint. Meine Frau sagt aber auch immer, dass ich ihr zu wenig weine. 

Weinen als Ventil 

Die Gründe, warum bei Leuten die Tränen fließen, sind so unterschiedlich wie Menschen selbst. In Mannheim reichen die Antworten von der Periode, über die Katze bis hin zur blanken Wut. Und natürlich ist im Frühling auch der Heuschnupfen dabei – auch wenn das nicht das ist, worum es bei #1MinuteGefühle geht – nämlich um die Emotionen und die damit verbundenen Geschichten oder Erinnerungen. 

Und genau das sagen auch viele Leute, die wir in Mannheim getroffen haben: Weinen hilft ihnen, wenn sie traurig sind. Danach gehe es ihnen besser.

Auch in Stuttgart haben wir Leute gefragt, wann sie zuletzt geweint haben.

Telefonseelsorge 

Um aus einem Tief herauszukommen, können oft auch Gespräche helfen. Wenn es dir momentan nicht so gut geht, kannst du dich jederzeit kostenlos und anonym an die Telefonseelsorge wenden: 0800 111 0 111. 

Cat Calls of Mainz

Es dauerte keine fünf Minuten – Nachdem wir die ‚Aufsager‘ für den Anfang des Films aufgezeichnet haben, laufen wir zusammen mit Hannah, Lea, Isabelle und Melina von "Cat Calls of Mainz" zum Mainzer Hauptbahnhof. Das erste was passiert: Die vier werden sexuell belästigt und einer der „Heimat“-Autoren wird zum Chef der Gruppe erklärt, weil er ein Mann ist. Während der Dreharbeiten kam es zu zwei weiteren Belästigungen. Hannah, Lea, Isabelle und Melina sind Studentinnen aus Mainz, die das Projekt „Cat Calls of Mainz“ rund um den Weltfrauentag 2020 gestartet haben. Angelehnt an zahlreiche andere Cat-Calls-Projekte in der ganzen Welt: „Wir haben uns das erst eigentlich nur für eine Woche vorgenommen – Nachrichten zu empfangen und kreiden zu gehen. Dann war die Woche vorbei und wir haben gemerkt: Wow, das findet jetzt schon viel Resonanz. Dann gab es für uns keinen Grund aufzuhören.“ Kreiden gehen bedeutet, sie schreiben mit Kreide sogenannte „Cat Calls“, also in der Regel verbale sexuelle Belästigungen, mit Kreide auf die Straße. Alles Belästigungen, die jemand erlebt und ihnen auf ihrem Instagram-Kanal zugeschickt hat. „So werden Leute mit dieser sexistischen Problematik konfrontiert, die sonst das Privileg haben, damit nicht in Berührung zu kommen.“ Das sei ihnen super wichtig, sagt Lea, eine der Mitinitiatorinnen der Gruppe. Aber es geht ihnen vor allem um die Opfer. „Dass Betroffene die Möglichkeit haben, sich diesen Raum zurückzuerobern, in dem ihnen etwas Schlimmes passiert ist. Man hat so ein starkes Ohnmachtsgefühl, wenn man das im Alltag ständig erleben muss.“ So möchten sie etwas in der Gesellschaft verändern und für das Thema sensibilisieren.

Stand
ONLINEFASSUNG
Martika Baumert